Der Tapir im Alltagsleben

Die Darstellung folgt weitgehend dem Tierreich nach Brehm in der Überarbeitung von Prof. Dr. Rietschel et al., Hamburg s. a.; zusätzliche Informationen sind Band 2 der Enzyklopädie der Tiere von Wilhelm Eigener, Herrsching 1977, entnommen.

Inhaltsübersicht

 Systematische Einordnung   Der Flachlandtapir 
 Körperbau   Der Bergtapir 
 Lebensraum und Verhalten   Der Mittelamerikanische Tapir 
 Ernährung   Der Schabrackentapir 
 Feinde   
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Systematische Einordnung

Die Einordnung der Tapire in das System des Tierreiches sieht wie folgt aus:
  • Abteilung: Metazoa - Gewebetiere
  • Unterabteilung: Bilateralia - Bilateraltiere
  • Stamm: Deuterostomia - Neumünder
  • Unterstamm: Chordata - Chordatiere
  • Kreis: Craniota (Vertebrata) - Schädeltiere (Wirbeltiere)
  • Unterkreis: Gnathostomata - Kiefermäuler
  • Überklasse: Tetrapoda - Vierfüßer
  • Klasse: Mammalia - Säugetiere
  • Unterklasse: Theria - Höhere Säugetiere
  • Überordnung: Eutheria - Echte Säugetiere
  • Ordnung: Perissodactyla - Unpaarhufer
  • Unterordnung: Tapiromorpha
  • Überfamilie: Tapiroidea
  • Stammbaum der Säugetiere
    Stammbaum der Huftiere

    Körperbau

    Durch ihre Körperform, die vielzehigen Füße und den kurzen Rüssel wirken die Tapire wie lebende Überbleibsel aus Urzeiten. Sie gehören auch zu den ältesten lebenden Säugetieren und haben sich vom mittleren Tertiär bis auf unsere Tage unverändert erhalten.

    Die kräftigen, vorne vier- und hinten dreizehigen Füße haben eine gut ausgebildete Hauptzehe, die an allen vier Füßen einen pferdeähnlichen Hornschuh hat. Die kleine äußere Zehe des vorderen Fußes berührt den Boden normalerweise nicht. Am hinteren Fuß ist die mittlere Zehe am stärksten ausgebildet. Am Vorderbein unter dem Ellenbogengelenk tragen die Tiere eine haarlose Schwiele ähnlich den Kastanien der Pferdeartigen. Die Beine sind schlank. Die Tapire haben eine sehr kurzen Schwanz.

    Das Gebiß hat die Formel {3-1-4-3/3-1-3-3} und zeigt damit eine ursprüngliche Zusammensetzung. Kurze und hoch hinaufgerückte Nasenbeine lassen eine größere Beweglichkeit des kurzen Rüssels zu. Der Kopf ist gestreckt und seitlich zusammengedrückt und besitzt tiefliegende Augen und lange, sehr bewegliche Ohren; er sitzt an einem verhältnismäßig langen Hals.

    Tapire werden bis zu 30 Jahren alt; die Tragzeit des einzigen Jungen beträgt 390 bis 400 Tage. Das Fell des Tapirjungen weist helle Längsstreifen auf bräunlichem Untergrund auf, die im Alter von vier bis acht Monaten allmählich verblassen. Beim Schabrackentapir bildet sich während des Verblassens die Schabracke aus; ist sie vollständig weiß durchgefärbt, verschwinden die Streifen auch im Vorderrumpf. Bis zum zehnten oder elften Monat bleibt der Jungtapir bei der Mutter; im Alter von zweieinhalb bis drei Jahren wird er geschlechtsreif.

    Die Stimme des Tapirs besteht in einem hellen Pfeifen, dem Fiepen des Nashorns ähnlich.
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    Lebensraum und Verhalten

    Während sie früher auch über Europa, China und Nordamerika verbreitet waren, sind sie jetzt auf Hinterindien und Sumatra sowie auf Mittel- und Südamerika beschränkt. Alle Tapire halten sich im Walde und dichten Gebüsch meist in der Nähe von stehendem Gewässer auf und vermeiden ängstlich Blößen oder offene Stellen. Sie sind daher auch diejenigen Tiere, die dem vordringenden Menschen am ersten ausweichen und sich vor ihm tiefer in die Wälder zurückziehen. Gegen Abend gehen die Tapire ihrer Nahrung nach, und wahrscheinlich sind sie während der Nacht fortwährend in Bewegung. Sie sind vortreffliche Schwimmer und noch vorzüglichere Taucher, welche ohne Besinnen über die breitesten Flüsse setzen. Dabei laufen sie, ähnlich wie das Flußpferd, auch längere Zeit auf dem Grunde tieferer Gewässer, also unter Wasser. Sie suhlen sich in Schlammtümpeln, um sich vor stechenden Insekten zu schützen.

    In ihrer Lebensweise wie auch in ihrem langsamen und bedächtigen Gang mit dem zur Erde geneigten Kopf sowie dem schnüffelnden Rüssel erinnern sie sehr an die Bewegung des Wildschweines, halten sich jedoch nicht in so starken Rudeln auf wie dieses, sondern leben nach Art des Nashorns mehr einzeln; dies gilt besonders für die Männchen. Man findet selten mehr als drei Tiere näher beisammen. Sie treten in den Waldungen regelmäßige Pfade aus, die ständig benutzt werden und kaum von den Indianerwegen zu unterscheiden sind.
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    Ernährung

    Die Tapire nähren sich nur von Pflanzen und namentlich von Baumblättern, Farnen und Bambus, aber mitunter auch von holzigen Zweigen. In Brasilien bevorzugen sie die jungen Palmblätter; nicht selten aber fallen sie auch in die Pflanzungen ein und beweisen dann, daß ihnen Kakao, Zuckerrohr, Mango, Melonen und andere Gemüse ebenfalls behagen. Im freien, großen Wald leben sie oft monatelang von den abgefallenen Baumfrüchten oder in den Brüchen von den saftigen Sumpf- und Wasserpflanzen. Besonders erpicht sind sie auf Salz, das ihnen wie den Wiederkäuern, ein Bedürfnis bedeutet. In allen tiefliegenden Ländern Paraguays, wo das Erdreich schwefelsaures und salzsaures Natron enthält, findet man die Tapire in Menge. Sie belecken hier die salzhaltige Erde.
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    Feinde

    Natürliche Feinde des Tapirs sind die großen Raubkatzen - in Südamerika Puma und Jaguar, in Asien der Tiger. Den Jungtieren können auch Kaiman und Krokodil sowie Riesenschlangen gefährlich werden. Alle Tapirarten werden von den Menschen eifrig verfolgt; ihr Fleisch wird gegessen, das Fell zu langen Riemen verarbeitet.
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    (Großversionen der folgenden Bilder gibt es durch Anklicken!)

    Der Flachlandtapir

    Eine kurze Nackenmähne und ein einfarbiges, schwarz graubraunes Haarkleid kennzeichnen den Amerikanischen oder Flachlandtapir (Tapirus terrestris), in manchen Gegenden auch Buschkuh genannt. Seine Färbung ist ein schwärzliches Graubraun. Man findet ihn in Südamerika zwischen dem Gebiet von Venezuela und Guayana bis nach Paraguay und Nordargentinien. Verständlicherweise finden sich auf einem solch großen Verbreitungsgebiet verschiedene Farbvariationen; so gibt es hellbraune Tapire mit grauen Backen, wie man sie oft in den Zoologischen Gärten antrifft. Der Tapir wird einschließlich seines kurzen Stummelschwanzes bis zu zwei Meter lang und erreicht eine Schulterhöhe von knapp einem Meter. Die weiblichen Tapire sind auffallenderweise größer als die männlichen.

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    Der Bergtapir

    In den Gebirgen Palumbiens, Ecuadors und Westperus lebt der Berg- oder Wolltapir (Tapirus pinchaque), der eine dichtere Behaarung und eine weiße Kennzeichnung um den Mundwinkel, bis zur Mitte der Oberlippe, aufweist. Jedoch fehlt ihm der weiße Ohrrand, den der Amerikanische Tapir hat. Sein Nacken ist mehr rundlich und hat keinen erhöhten Borstenkamm. Er wird bis zu 180 cm lang.

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    Der Mittelamerikanische Tapir

    Durch die nach vorn bis über die Nasenbeine hinaus verlängerte knöcherne Nasenscheidewand weichen die Mittelamerikanischen Tapire von ihren vorhergehend beschriebenen Verwandten ab. Die beiden Arten, der Baird-Tapir (Tapirus bairdi) sowie der Dow-Tapir (Tapirus dowi) unterscheiden sich voneinander wieder durch die verschiedenen Ausbildungen der Nasenbeine. Diese Tapirart wird bis zu 240 cm lang.

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    Der Schabrackentapir

    In Siam, auf der Malaiischen Halbinsel und auf Sumatra lebt der Schabrackentapir (Tapirus indicus), der von den Chinesen Me genannt wird. Mit einer Länge von über 2,5 Meter, bei einem Meter Schulterhöhe, ist er wesentlich größer als seine südamerikanischen Verwandten, wie er auch durch einen schlankeren Körper, einen längeren Rüssel, kräftigere Füße und das Fehlen einer Mähne ausgezeichnet ist. Besonders auffallend ist seine Färbung, die den gesamten Körper einschließlich der Beine in drei Felder einteilt. Vorderstes und hinterstes Körperdrittel einschließlich Kopf und Gliedmaßen sind schwarz gefärbt, während der Mittelrumpf, wie mit einer Schabracke bedeckt, grauweiß ist. Das ist (wie man sich gut vorstellen kann) eine ausgezeichnete Schutzfärbung.

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